Mirela Halitzki
Bildkunst. Wortkunst.



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Ich spüre um mich ein großes Vakuum, das ich füllen muss, als Antwort auf die Enge, die ich empfinde und der ich zu entkomme versuche. Ich gestalte viel um dem übermäßigen Nachdenken zu entkommen und den flüchtigen Moment gehen zu lassen, ohne seiner Berührung zu entgehen. Das Visuelle ist für mich mehr als nur das gegenständig Sichtbare, sondern etwas das die Seele berührt.
Aufgrund eines durch Bilder geprägten Denkens und einer dauerhaften emotionalen Überflutung erlebe ich in meinem Raum das Dilemma der Rastlosigkeit. Meine Handlungen sind rein intuitiv, ich bin gleichzeitig selbst bewegt oder befinde mich ständig in Bewegung. Ich tendiere dazu mich um mich selbst zu drehen. Meine Welt scheint sich zu drehen, so dass die Realität sich verändert aber nicht aus dem Augenwinkel verschwindet. Alles findet auf der Stelle statt, wo ein Gedanke mich mehr erfasst als es der reale Kontext erlaubt. So habe ich als Kind das Alphabet gelernt, indem ich mich zu drehen begann und die Welt um mich zu vergessen wusste. Der Welt zu begegnen kann anstrengend sein, wenn man sich vornimmt, sich nützlich zu machen und nicht wegzuschauen, wenn es schwierig wird. Ich verspüre einen Lebenshunger, der mich in die Kreativität treibt. Immer im heute, weil das Morgen mir zu nebulös erscheint. Grenzen halten mich nicht aus. Wenn ich überzeugt bin, gehe ich in die Konfrontation und meine Schritte gewinnen an Weite.
Ich lebe im einen ständigen Wiederspruch: meine Affinität zur Sprache und gleichzeitig bin ich ein Antitalent im Gebrauch. Die Körpersprache finde ich das ehrlichste Wahrnehmungssignal, das ich im kommunikativen Raum kenne. Ich muss zeichnen, Formen entwerfen um darin Emotionen verfrachten zu können. Jede Unsicherheit fordert körperlichen Schmerz, denn ich muss mein Gefühl orten. Das Prinzipiengerüst ist das stabilste von allem was mich aufrecht hält und meine körperliche Haltung bewahrt. Reflektieren ist eine dauerhafte Aufgabe. Mich zu sehr zu mögen erlaube ich mir zu selten, obwohl die Leichtigkeit des Seins mir bekannt und verführerisch ist.
Ich will viel wissen, denn Fragen sind der Antrieb einer Dynamik, die meine Neugier vorantreibt. Ich erlaube mir keine Gedächtnislücken, aber die Fantasie erlaubt mir überall zu sein ohne körperlich an etwas teilnehmen zu müssen. Realitätsfern baue ich Schlösser aus imaginären Linien, die jederzeit ins Nichts stürzen können.
Meine Stärke ist das emotionale Gedächtnis, das mich immer an die Erinnerungen fesselt. Richtig frei fühle ich mich nicht. Mein Körper hat immer die Gravitationskraft anzuerkennen, die Fesselung an die Realität spüre ich als rationalen Hieb. Die Rationalität zügelt meine Gefühle. Ich kann mich mit Abstand selbst betrachten, als wäre ich ein Aeronaut auf einer weltenfernen Reise.
Ich folge dem Licht, dem Schatten und einem leisen Gefühl von körperlichem Empfinden, das zu schnell verschwindet und sich dem Gedankenstrom willenlos ergibt. Ein Wort, eine Erinnerung, ein Farbfragment und ich kann sofort ins Nirgendwo reisen. Nichts fasziniert mich mehr als dieser Gedankensog, der dazu führt, dass ich jegliche körperliche Wahrnehmungsfähigkeit verliere. Manche Menschen kommen schon auf die Welt mit einer Tendenz zur Analytik und dem Gefühl, ständig Monolog führen zu müssen um im Dialog zu bleiben.


Ich bin ein Ästhet. Körperlich folge ich auch wie viele andere, abseits der Realität, ein Schönheitsideal. Selbstkritisch, leistungsdefiniert und eine Perfektionistin die scheitert und das als faszinierend empfindet. Scheitern lehrt Demut und treibt dazu an sich zu beweisen und entwicklungsfähig zu sein.
Ich bin ein Industriekind geworden, das liefert was das Tempo der Schnelllebigkeit verlangt und einen Kampf um Anerkennung in der Gesellschaft führt und einem Schönheitsideal nacheifert. Dieses Gefühl würde ich gerne abschalten um ein Zuhause in mir zu finden. Die Schönheit wird sichtbar, wo der Mensch anfängt er selbst zu sein.
Kunst erlaubt es uns differenzierter wahrzunehmen. Nicht nur das schöne Bild von der Welt, dass die Welt uns aufdrängt, sondern das Bild aus der Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist zählt. Schönheit kann auch in der Tiefe liegen, wie bei enttäuschten Hoffnungen. Ich kenne keine bessere Reifung als einen Kampf um die Existenz, um die Wahrnehmung des leisesten Hoffnungsschimmers, der eine Rettung bedeutet könnte. Wir können lernen, ehrlicher über die Realität zu reden.
Es gibt viele Alternativwelten. In der Fantasie folgen die Dinge andere Regeln. In der Realität verlieren die Träume an Kraft. Der Ort, wo ich mich am liebsten aufhalte, ist in meiner Arbeit sichtbar. Ich zeichne am liebsten Körper, das ist aus einem Gefühl vom Berührungshunger mit der Welt entstanden. Zwischen Ehrgeiz und Schüchternheit zu pendeln ist ein mir vertrautes Dilemma sowie zwischen der Sehnsucht nach mehr Nähe und der Angst davor. Nähe verwandelt sich schnell in einen Anspruch. Nähe verpflichtet.
Zeichnen hat für mich die Bedeutung eines siebten Sinns, der es mir ermöglicht, das Erlebte in Metaphern zu verwandeln, so dass die Kommunikation noch besteht, auch wenn sie teilweise verschlüsselt ist. Kunst muss gelebt und geliebt sein, so dass ihre Ästhetik mit einem tiefen Gefühl der Lebendigkeit atmen kann. Meinem Körper bin ich näher als jeglichem Werk eines Meisters. Meine Arbeiten, eine begehbare Wand zwischen meine Hochsensibilität und der flammenden Welt, die eine Faszination auf mich ausübt. Die Welt ist für mich wie eine unerfüllte Liebe, die ich nicht aufgeben will.
In dieser besonderen Zeit, die soziale Distanz verlangt, fällt die eigene Achtsamkeit, wie ein Lichtprojektor auf einer verlassenen Bühne, auf einen selbst. Die ständigen, zur Normalität gewordene Kompensationsversuche werden aufgedeckt. Alles ist in dieser Welt miteinander verknüpft und möglich, alles ist voller Alternativen und doch können die Selbstzweifel, der Erwartungsdruck und der Versuch der Selbstoptimierung zu innerlichen Blockaden führen, oder auch zu Sehnsüchten, die an uns zehren, wir aber nicht stillen können. Selbstironie kann helfen, wenn die Linie zu der Selbstliebe verschwimmt.
Viel von meiner künstlerischen Arbeit dreht sich um ein körperliches Gefühl, das ich zu finden versuche, um meine eigene Existent zu bestätigen. Es ist ein Gefühl, das immer wieder fast verloren geht und der Kampf um den Erhalt ist vielleicht sinnlos. Nichts zu tun wäre auch eine Möglichkeit, aber sie ist zu einfach für einen rastlosen Geist.
Frau sein und Grips haben, ein Lebensmodell für heute und immer.



Eine Geschichte folgt nicht nur den Stationen, die ihr vorgelegt sind, sie braucht das Improvisationstalent und möglich viele gedankliche Verknüpfungen. Wenn ein Ton verrutscht, ein Wort kratzt, wenn die Worte zurückbleiben hinter dem, was sie sagen wollen, ist die Geschichte noch lange nicht gescheitert.

Solange sie die wörtliche Kompetenz in Nonverbale umwandelt und dem Kopfkino Bilder zukommen lässt, verwandelt sie sich in einer Bildergeschichte. Wenn sie die Konsistenz hat in den Spannungsmomenten nicht eingeklemmt zu wirken, sodass sie die Verbundenheit nicht verlieren, hat sie eine realistische Chance, zu einer guten Geschichte zu werden.

Lass uns gemeinsam die Bilder betrachten, die aus dem Blick einem Menschen entstanden sind, der sich zur Aufgabe gemacht hat, zu erzählen. Das Leben vorwärts und rückwärts sehen, auf kleine Details achten, ein leise, aber tiefer Gedankenblitz um die Ecke entdecken, ein leises Lächeln zaubern in einen Gesicht das meist reflexiv wirkt.

Mirela Halitzki


 

 


 



 LOVE NATURE




Meinung & Debatte / Ich bin...einfach nur Mensch


Ein Haus der Kulturen - wir bauen das Haus, über die Schwelle der Unterschiede hinweg zu treten. Außen und innen - der Passierschein soll kein Rätsel sein. Die Tür des Hauses ist offen. Das Denken soll nicht draußen warten müssen, die großen Räume vermittelt die Leere, die wir füllen müssen, um uns nicht verloren zu fühlen. Mit Leben füllen wir die Räume, uns einander nähern, mit etwas Mut zur Begegnung wird die Kultur des Hauses gestärkt. Die Bewahrung der Werte - wandlungsfähig sein und mit der Zeit zu gehen. Um die Musik zu fühlen, sie erklingen zu lassen, stimuliert sie die Sinne. Die Tastatur der menschlichen Emotionalität macht keine Fehler an unterschiedlichen Orten der Welt; nur die Töne klingen unterschiedlich, denn sie tanzen mit dem Tempo der Musikgenre. Es lebt die Vielfalt. Die Seelenarbeit der Menschen staffiert die Kultur neu aus. Die Angst vor dem Unbekannten produziert mehr Leere und Distanz. Leere Räume produzieren noch mehr leere Räume. Das Leben passiert überall, durch die Kommunikation mehr Einblicke gibt. Es geht darum, Respekt für die Unterschiede zu erlernen. Wir sind allesamt Zeitzeugen, haben verschiedene Blickwinkel auf die zahlreichen Geschichten. Auf derselben Tonleiter spielt die Musik Konzerte auch auf der anderen Hälfte der Erdkugel, obwohl die Sonne, dort, die Zeit unterschiedlich verschiebt.


Mensch
Manchmal ist die Welt zu klein, um so viele Inhalte in sich zu tragen. Platzt. Trotzt in ihrer Leiblichkeit wie eine Skulptur von Niki de Saint Phalle. Lacht skurrile Töne. Manchmal ist die Welt zu großflächig, macht mich unsicher, weiß nicht wie und wo. Wozu gibt es heute noch auf dem vergilbten Papier längst vergessene Landkarten mit nicht mehr gültigen Koordinaten. Manchmal sind die Menschen dürr, wie der Hungerkünstler auf einem Berg der Bedürfnisse sitzend. Jeder Biss, ein Gedanke. Der folgende Biss, ein Biss in die eigene Körperlichkeit. Ein Mensch wie ein gebissener Apfel, ein Befund, der die Existenz geistigen Nahrungsbedarfs bestätigt und potenziert. Ein Mensch, der wenig atmet, weigert sich auseinander zu gehen, lässt den anderen seine Brotscheibe verteilen. Strichelt. Oder lebt seine eigene Ästhetik, ohne sich überhaupt wahrzunehmen. Ein Mensch der nur aus einem Geflecht aus Emotionen besteht, aus empirischen Daten. Aber auch jemand, der sich auf den Weg macht, um die Zukunft zu gestalten. Jeder soll einen Schritt zu den anderen machen und von dem eigenen Einmauern sich befreien. Ein Weg zu teilen ermöglicht die Begegnung. Auch die Begegnung mit
dem anderen, der dir Fremd erscheint, obwohl nur dein Spiegelbild ist.








Begegnung in einer Welt, die Anderssein nicht duldet.
Der Fremde zahlt den Preis, den er der Welt nicht schuldet.


Frage des Selbst

Leute können, Leute wollen.
Abgesehen von der Absicht, was zu wollen ohne zu können.
Was bleibt mir, außer am Morgen zu verschwinden?
Mehr im Schatten als im Licht.
Von dem riesengroßen Kuchen, den das Leben vor nur führt,
beißen die Großen mit Genuss.
Krümelchen für kleine Vögel. Kaum Gesang.
Der Hunger schnürt die Hoffnung.
Etwas wollen und nicht können.
Etwas glauben zu verstehen, abgesehen von der Absicht,
weites helles Licht zu sehen, was bleibt mir im Leben übrig?
Koffer packen, einfach gehen.




Einfach nur Mensch sein. Ein Mensch ist, was er denkt, was er fühlt, was er sich erträumt.
Der Mensch ist komplex, alles andere, als einfach. Alpha-Beta-Gamma-Menschen, kontrovers und doch alle im Kern voller Sehnsucht nach Liebe, nach der natürlichen Berührung, nach Erkenntnis des Guten in der voll getackerten Betriebsamkeit des überlebens-vollendeten Naturells. Lebensgier, Neugier, Gier nach Anerkennung, nach nützlichem Wissen, süchtig auf Informationen, auf mehr Geschwindigkeit - am Ende abgebrannt, am Zeitgeist erkrankt. Der Mensch wird mit der Gewalt des Gesetzten gelotst, für einen guten Zweck gebogen, geformt, der Preis des Lobes entzogen. Ein Mensch beruht auf eine Empfindlichkeit. Auch eine Rennmaschine kollidiert auf der Rennstrecke, an der Geschwindigkeit scheitert.

 

Geschwindigkeit der Tonart
Mal kurz der Erlaubnis holen, impulsiv und egoistisch zu sein, der moralische Kompass nach dem eigenen Regeln drehen, so wendet sich die Dramaturgie des Schicksals. Vorschnell werden neue Schlagzeile wie von Geisterhand auf die Tastatur getippt - nach dem Regeln der Marketingstrategie, ein Highlight-Event jagt das nächste. Das Feier des Selbst ist schnell vorüber, die feierliche Stimmung wirkt verblasst. Die Aftershow ist vorbei, zivilisiert verlässt der Mensch für einen Augenblick die leere Kampfarena. Noch kurz vor dem Einschlafen werden die Nachrichten gecheckt, die WhatsApp laufen wie Reklamen auf dem auf gekratztem Display, Emojis springen Ping-Pong. Noch mal kurz der Welt Hallo sagen, Adieu, ich komme morgen wieder, womöglich glücklich, trefe dich auf Instagram.



Denken ist wahrer Luxus.
Am Sonntagmorgen liegen die Infos auf der Straße, die Zeitung von gestern ist zerknüllt und durchnässt, die expressive Stimmung, verschwunden. Berichte, frontal mit einem Fußtritt konfrontiert, stempeln auf dem nassen Asphalt. Die Werbeplakate sind zerrissen, die Zwischenzeilen abrupt beendet, die Farbfetzen, rebellisch, sind immer noch in Dispute verstrickt. Papierverschwendung? denke ich, Sonnenhut aus Zeitungspapier, ich warte auf dem Sommer. Ein wertvoller Versuch starte, die Zeitlücke mit Modezeichnungen zu überbrücken, als Lesezeichen zwischen den existenziellen Nöten. Wie Figurinen laufen die Menschen ihren Impulsen nach, kippen die Ernsthaftigkeit. Fast maschinell verlassen sie die überdachte Haltestelle in seltsamer Bewegung. Die Leichtigkeit des Seins verweilt im Arc De Triomphe. Einfach… nur Mensch sein. Die Großartigkeit der Spezies Homo Sapiens ist preisgekrönt und  landet auf dem Podium der Diskussion um den Gutmenschen. Im Hintergrund laufen die Algorithmen Amok, suchend nach dem perfekten Körper, vom perfekten Denkapparat gesteuert. Der Integrierte macht einen Charaktersprung ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ein Kopfsprung mit ungewisser Ausgangsposition.



Manifest
Die Ruhe nach dem Saharasturm zieht mit sich eine Karawane der Kunst.
In die Stadt der Wünsche kehrt die farbige Lebendigkeit zurück.
Weit über das Limit sind die Straßen überfüllt, spontan angesetzt ist ein Tag der Museen. Wie aus einem Hut gezaubert, multipliziert sich die Vielfältigkeit des Könnens, Farben spielen Pirouette, Aquarelle gibts an jeder Straßenecken zu sehen. Die Tür des Ateliers wird abmontiert und Gespräche warten im Türrahmen. Im Botanische Garten wird mondän Vernissage-Party gemacht. Lauter wird die akustische Kulisse der Demos am Freitag. Die Symbolik des Klimaschutz lebt in den kreativen Plakaten des Friedens. Der Jugend redet mit, denkt laut, gestaltet leidenschaftlich die Welt. Allseits gefeiert, ein neues Bansky schmückt die kahle Mauer und textet. Das Konstante im Galeriebetrieb ist das Lob des Kurators. Ein Händedruck, und weiter gereicht wird das Ding, ein Falter aus Glas, ein neues Werk in der Schau - es lebe der Verriss, kommerzielle Zwecke werden laut. Subtil verschwindet eine Skulptur, um die Ecke auf eigenen Füßen läuft, hinterlässt ein leeres Podest, und du denkst, eine neue Idee kündigt sich an. Claude-Monet-Malerei wird mit dem iPhone gespeichert, ein Klingelton unterbricht die Massenschau, ein Salut auf den technischen Fortschritt! Das Leben kommt unerwartet, eine Video-Collage aus dem Moment des Glücks entsteht. Ein Blumenmädchen, in eine düstere Landschaft platziert, erwartet Applausrituale. Wolkenkratzer sind in der Collage keine Sensation mehr, alternativ angeboten, ist die Wanderung auf der Treppenlandschaft. Mehr Grün, mehr Fotosynthese - mutig, in Violett, geht die Sonne unter, die Ruhe und  Nachdenklichkeit nach dem Saharasturm mit sich zieht. Die Stimme des Protestes wird nicht leise.

 


Bildung braucht Persönlichkeit. Kultur braucht Vielfalt.

Man definiert sich in einem Kontext und wenn dieser unstimmig ist, ist das Definieren des Individuums schwierig, weil der Mensch, auch in seinem Alleingang, ein soziales Wesen ist. Die Toleranz müssen wir alle jeden Tag neu lernen, auch den Mut immer neu anfangen zu können, gerade weil oft die Realität ihr eigene Regie führt. Fremd sein ist eine perspektivische Frage, man ist irgendwie immer für irgendjemand fremd, die Identität immer dazwischen. Wenn jemanden seine Heimat verlässt, muss man dieses Loslassen beim Gehen auch überwinden. Und das ist auch nur möglich in einer Kultur der Akzeptanz.


ICH BIN…EINFACH NUR MENSCH

Positionen FÜR die Vielfalt

Ausstellung vom 4. - 28. Juli 2019

Ausstellungsort:
Kunst Stuttgart International e.V.
Schmalzstraße 4
71229 Leonberg (Altstadt)

 

Am Himmelsrand hängen zwei Miniatur-Wolken an einem fast unsichtbaren Faden, treiben daran ein ikarisches Spiel. Ich hänge meinen Gedanken nach. Ein Gefühl von Verlust spüre, von meiner Heimat träume, von einem leichten, frischen Wind, der die geordneten Birkenbäume am Ortsrand zerzaust. Am Himmel flackert plötzlich eine Art Licht, das nur die Enthusiasten kennen - das Ikarus-Licht. Ich träume vom Fliegen, von einer Welt, die bereit ist ihre Offenheit nicht nur vorzuschreiben, sondern auch sie zu leben. Eine Welt wo zuerst der Charakter eines Menschen sein Niveau ausmacht und sein Lebensraum zu einem Ort freigibt, der seine Ideale zulässt.

 


Gedanken voller Zuversicht müssen in sich federn. Wie ein blinder Passagier kreuzt sich meine Denkweise mit der allgemeinen Denk-Art. In der Quadratur der künstlerischen Haltung harren die Linien legitim, nicht in den gleichen Mustern, sondern verschlingen sich in immer neuen Konstellationen. Die komplizierte Fantasie-Kontingente brechen ab mit dem intuitiven Versuch, impulsive Verständigungsmöglichkeiten für sich zu beanspruchen. Wie Pellets, vom heißen Feuer-Sog Sog verschluckt, flimmert die Farbe, dekonstruiert die alte übliche Ordnungsstruktur des Blattes. Hier und dort bröckelt die oberste Schicht, Risse entstehen in der vorgegebenen Struktur. Kratzer beleben den eigenen Regenerationsversuch des Altbaus. Die Gedanken wohnen immer noch in ihrem Elternhause, wo an den Wänden die Erinnerungen hängen wie alter Weihnachtsschmuck aus Glas; und obwohl sie verblasst und porös sind durch den Angriff der Zeit, noch mehr zerbrechlich, sind sie immer noch glanzvoll und edel. Rand-Gedanken spielen Ping-Pong, aus ihren engen Kreisen sich befreien. Erneut kollidiert die mathematische Formel des Glücks, verhindert den automatisch-gestarteten Defragmentierungsprozess. Das Leben ist nur als Summe zu begreifen. Die Zeilen betreten möglicherweise eine Grenzzone, ihre Kompetenz überspringt die erwartete Darstellungsform; heute werden keine Romane geschrieben. Jetzt dominiert noch die Form, bevor der Inhalt von seinem Veto profitiert und Wiederspruch einlegt-ohne überheblich zu wirken.

 

Schiffbruch
Immer weiter hinaus aufs Meer treiben Wellen ihr laute Spiele.
Himmelweit am Horizont distanziert sich nur die Weite des in die Länge gezogenen Blickes, Abschied nimmt von der weltlichen Idylle, neue Horizonte mit gewagtem Schritt erreicht.
Sich die Frage stellt, ob die Zeit es wert war, auszuhalten,
wohin mit dem Ballast, der keinen belasten soll,
warum immer ungewollt Nebenprodukte entstehen,
warum die Last immer größer geworden ist?
Ungewollt häuft sich immer mehr der Abfall,
ungehört bleibt die Absicht des Guten.
Weltraummüll hortet eine Unmenge Schweigen.
Schlag auf Schlag hallt etappen-mäßig die Erfahrung,
das Leben sich wehrt,
um seine Gültigkeit kämpft, sich dagegen stemmt.
Unendlich stark ist die Kraft des Ozeans, am Ufer betörender Lärm,
der die Stimme des Menschen nicht zur Geltung kommen lässt, übertönt den pulsierenden Wunsch,
das Sagen stirbt mit jeder Welle der Belastung, eine Sekunde mehr, wird gelöscht, die Tinte verwischt,
tränen verdünnt.
Ozeanwasser kracht, am Ufer der Bedürfnisse rütteln.
Zu mächtig ist der Drang zu widerstehen, über Bord zu gehen,
die Wahrheiten im Wasser zu reinigen.
Jeder Mensch seine Sicht der Dinge erhalten darf.
Kommen will, bleiben darf.


Mein Ort ist ein Ort im Transit. Ein Ort wo die Wünsche aufbewahrt werden können, bis sie ihre Gültigkeit verlieren.
Der Bahnhof, als einziger Knotenpunkt der Stadt ist immer in der Bewegung gefangen. Züge rollen im Takt-Tempo, die Gleise knirschen metallisch, ab und zu flackern Funken, erhellen das trübe Herbstlicht. Wie auf der Reling eines Schiffs, poetisch und wichtig, sitzen die Gedanken aufrecht im Abteil, kehren zu ihrer einfachen Form der Klarheit zurück, geben dabei ihre Dominanz auf. In ihrem Lebensraum haben sie keine Konkurrenz, sie gehen lieber in der Welt gondeln. In der Sehnsucht-Ecke wartet der Anspruch vergeblich darauf abgeholt zu werden. Die Freiheit radelt mit Genuss, die alten Muster abstreift. Bald setzt sich aber den Zeitraffer ein, Momente des Glücks werden eingerahmt, im spärlichen Gepäck der ultraleichten Weltwanderer sorgsam eingepackt. Die Grenze zwischen Künstlichem und natürlichem verwischt die Zahlen auf der Abfahrttafel. Die Reklamen wechseln sich ständig, Nachrichten verlieren rasch ihre Wichtigkeit, die Information-Sucht ist nicht mehr zu bekämpfen, sondern wird ignoriert. Das imaginative Vermögen gibt sich der Zeitvertreibung hin, wie eine Diva spaziert die Rationalität entlang den Gleisen, die Vibration einer neuen Zeit wahrnimmt. Der Wunsch einer Zeitreisenden ist, irgendwo auf der Welt, ein Museum der Geschichte zu bauen.
Mein Ort, ein Ort in Transit hat die Enge nicht überwunden.
                                                                                   mirela H.                                                              




 

 

 MEHR STATIST ALS ARTIST








Ich widme mich in der Ausstellung 8 x kunst den Themen Umweltschutz und Klimawandel. Es soll mein Beitrag zu der Bewegung „Fridays for Future“ sein und die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Ich denke, es fängt bei jedem von uns an, wenn man Veränderungen bewirken will. Eingeständnis braucht Mut.


GRETA THUNBERG

FRIDAY FOR FUTURE

PEACE


VON DER SEHNSUCHT NACH HOFFNUNG

PROTEST


INDUSTRY 5.0

RETTET MICH


 

Farben treffen auf Gedanken. Heute wird häufig versucht das Werk über die Person des Künstlers zu interpretieren. Dabei wird unter anderem Fragen gestellt wie: Wer ist diese Person, welche Bildung hat sie und woher kommt sie? Dadurch scheint die Kunst oder das Werk an sich in den Hintergrund zu geraten. Doch gibt es spannende Elemente, die über die visuelle Wahrnehmung und den Künstler dahinter hinausgehen. Der Versuch ist wert, ein Egotrip zu verlassen.



Was die Kunst angeht sind die Ideen am wichtigsten. Ohne die Idee ist Kunst nichtssagend. Fantasie ist aufregend und nicht eindimensional. Ein wenig zu viel und schon leidet die Realität. Sie beschwert und befreit zur gleichen Zeit durch eine Erweiterung der Wahrnehmung. Sie baut nicht notwendigerweise auf Logik auf und doch bleibt es möglich. Durch sie wird die Kreativität, die Kunst erst begründet, überhaupt erst möglich. Die Frage was gute Kunst sei beschäftigt mich immer noch. Ich habe noch keine definitive Antwort, jegliches Rationalisieren ist bisher ohne befriedigenden Erfolg geblieben. Die herrschenden Ambivalenzen machen das schwierig. Für mich hat Kunst einen existenziellen Charakter.


 

 UND WOHER KOMMST DU? VON HIER!

VARIABLE


  AVEC MOI


AUSSTELLUNGSSTATION

MANCHMAL HAT MAN IM LEBEN EINSICHTEN



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