Tandem der Widersprüche
In meiner Ausstellung mit dem Titel „Geniale Dilettantin“ bringe ich zwei konträre Aspekte ins Gespräch: Genialität und Dilettantismus, ein Thema das für Gesprächs-, und auch für Zündstoff sorgt.
Die Frage des Könnens aus der Perspektive eines Nichtskönners. Woher nimmt der Künstler sich der Gedanken, dass seine Behauptung schöpferisch etwas wert sei? Aus seiner gut gefüllten Skizzenmappe, aus dem angeblich vorhandenen Talent, aus einer akademischen Laufbahn, aus den Verkaufszahlen und der Zahl der Ausstellungsbesucher, nach der Häufigkeit der besuchten Malkurse oder nach „Malen nach Zahlen“ Symptomatik? Nach dem leeren Lob oder dem Ausbleiben der vernichtenden Kritik?
Hängt hier, vor unseren Augen ein Bild das in dem Museum sowohl auch im Baumarkt zu finden ist? Gott oder Schrott. Wer traut sich schon richtige Unterschiede zu machen was die Qualität angeht, solange jeder doch einen Grund sowohl ein Recht hat, an der Verschönerung als auch an das Retuschieren der Welt sich zu beteiligen darf. Kunst macht sicherlich niemanden zu einem besseren Menschen, sie hat aber immer noch einen Mythos-Charakter, weil Schönheit immer ein Blendfaktor bleibt. Solange man kein Qualitätssiegel bekommt oder der Kunsthistoriker an der Tür klopft.
Heute bin ich die Geniale, morgen die Dilettantin. Wer kann das schon bestätigen, bestreiten, leugnen, relativieren? Der Kunsthistoriker war noch nicht da, um nach seinen Kriterien zu urteilen.